ENGLISH

LES AMUSEMENTS D'UNE HEURE

Kaum ein Instrument hat seit seiner Entstehung eine so turbulente Reise durch die Gesellschaft erfahren wie die Drehleier: wurde sie im Mittelalter noch in Kirchen, Klöstern und Königshäusern gespielt, so fiel sie in der Renaissance in die Hände von Bettlern und Bauern, wo sie bis ins 18. Jahrhundert auch bleiben sollte.

Erst mit der Schäfermode und dem Wunsch der französischen Aristokratie, sich in eine arkadische Traumwelt zu flüchten, kamen bäuerliche Instrumente wie Drehleier (Vielle) und Dudelsack (Musette) in Mode. Jene Hirteninstrumente waren so allgegenwärtig im Paris des Rokoko, dass selbst Königin Maria Leszczyńska, Gattin von Ludwig XV., Vielle spielte. Die Faszination um dieses Instrumentarium sollte schließlich in mehr als dreihundert veröffentlichten Werken in den Jahren zwischen 1720 und 1780 münden, darunter berühmte Komponisten wie Rameau, Boismortier oder Chédeville, aber auch die einiger Virtuosen. Bâton, Boüin, Danguy, Dupuits und Ravet – diesen „Maîtres de Paris” – ist es zu verdanken, dass wir heute Zugriff auf ein umfangreiches virtuoses Repertoire haben, mit welchem seit jeher die technischen und klanglichen Grenzen des Instruments hinterfragt und erweitert werden. 

In “Les Amusements d’une heure“, dessen Name zweier Œuvre von Charles Bâton und Jean-François Boüin nachempfunden ist, wird die Musik eben jener Drehleiervirtuosen des 18. Jahrhunderts  erkundet. Zu hören ist ein buntes Bouquet, das von höfischen Tänzen bis zu Kompositionen reicht, die stilistisch ihrer Zeit voraus sind, wobei die zentralen Motive der Schäfermode – die eines idealisierten Landlebens – stets im Vordergrund stehen. Les Vielleux de la Reine werden Suiten und Sonaten von Bâton, Boüin, Danguy, Dupuits und Ravet spielen, welche für zwei Barockdrehleiern komponiert wurden.

Jean-Baptiste Dupuits (ca. 1705 – 1759)
Sonata II in C Minor, Op.4
Adagio, Allegretto, Ariette, Tambourins, Les Vents (très vîte), Les Zephirs (tendrement)

Mr. Ravet (fl. 1750)
Sonata III in C Major, Op.1
Vivement, Chaconne, Ariettes

Jean-François Boüin (ca. 1716 – 1781)
Ière Suite in C Major, Op.1
Marche des Turcs, Le Plaintif, La Villageoise, Tambourins, Arias, Gavotte, Airs

Charles Bâton (1700 – 1758)
Sonata VI in C Major, Op.3
Gayement, Gracieusement, Gayement, Chaconne

Jean-Baptiste Dupuits
Sonata V in G Major, Op.4
Adagio, Allegro, La Danguy, Un Poco Allegro, Pastoralle, Tambourins

Die Drehleier ist ein Saiteninstrument, bei dem die Saiten durch ein kolophoniertes Rad gestrichen werden, welches wiederum durch eine Kurbel angetrieben wird. Währenddessen spielt die linke Hand durch das Drücken von Tasten die Melodie auf den Melodiesaiten. Es können auch Bordunsai­ten hinzugefügt werden, die einen kon­stanten Dauerton spielen, um einen orgelpunkt­ähnlichen Effekt zu erzielen. Die Besonder­heit des Instruments ist die Trompette, ein beweglicher Holzsteg, der gegen die Decke des Instruments schlägt, wodurch das für das Instrument typisches Schnarren entsteht.

Francesco Giusta und Ron Höllein spielen auf zwei historischen Kopien einer Barockdrehleier in Gitarrenform von Jean Louvet aus dem Jahr 1750, welche von Wolfgang Weichselbaumer  nachgebaut wurden.

Les Vielleux de la Reine

mail@lesvielleux.com

+49 172 6534928
+39 338 7702467